|
|
Archiv
|
Ich bin dein Hund
Karl Kramper aus Ahrensburg schreibt im Namen seines Hundes:
Ich bin dein Hund und es gibt eine Kleinigkeit, die ich dir ins Ohr flüstern
möchte. Ich weiß, ihr Menschen seid sehr beschäftigt. Manche müssen arbeiten,
manche müssen Kinder großziehen. Immer musst du hierhin und dorthin laufen,
oft viel zu schnell und oft auch, ohne die wirklich großartigen Dinge des
Lebens zu bemerken.
Sieh einmal zu mir herunter, während du jetzt an deinem Computer sitzt.
Kannst du verstehen, auf welche Art meine dunkelbraunen Augen in deine Augen
sehen? Sie sind schon etwas trüb geworden und ein paar graue Haare habe ich
rund um meine Schnauze.
Du lächelst mich an, ich sehe es in deinen Augen. Was siehst du in meinen?
Siehst du mein Wesen? Eine Seele in mir, die dich so sehr liebt, wie niemand
sonst es könnte? Einen Geist, der dir alle früheren Versäumnisse vergeben würde,
hättest du jetzt nur einen Moment Zeit für mich?
Manchmal müssen wir so jung sterben, so schnell, manchmal so plötzlich,
dass es dein Herz zerbricht. Manchmal altern wir vor deinen Augen so langsam,
dass du es nicht einmal merkst, ehe das Ende kommt, wenn wir dich mit ergrauten
Schnauzen und kataraktumwölkten Augen ansehen.
Immer noch ist die Liebe da, sogar noch wenn wir uns diesem langen Schlaf
hingeben müssen, um frei in ein entferntes Land zu laufen, bis wir uns
wiedersehen. Vielleicht bin ich morgen nicht mehr hier, vielleicht bin
ich nächste Woche nicht mehr hier. Eines Tages wirst du das Wasser aus deinen
Augen wischen, das die Menschen haben, wenn tiefer Kummer ihre Seelen füllt,
und du wirst dir Vorwürfe machen, dass du neulich nicht "nur einen weiteren Tag"
Zeit für mich hattest.
Weil ich dich so liebe, berühren deine Sorgen meine Seele und machen mich
traurig. Komm her, setz dich zu mir auf den Boden und sieh mir tief in die
Augen. Komm nicht als "Alpha" zu mir oder als "Trainer" oder womöglich als
"Mama und Papa" ... komm zu mir als eine lebende Seele, streich mir übers
Haar, lass uns einander in die Augen sehen und einfach "reden".
Du hast einmal beschlossen, mich in deinem Leben zu haben, weil du wolltest,
dass eine Seele alles mit dir teilt. Jemand, der ganz anders ist als du –
und hier bin ich.
Ich bin ein Hund, ich bin lebendig. Ich habe Gefühle, ich habe körperliche
Sinne. Ich kann die Unterschiede in unserem Wesen, unseren Seelen fühlen.
Mit all deinen Marotten bist du menschlich und ich liebe dich trotzdem.
Nun komm, setz dich zu mir auf den Boden. Komm in meine Welt und lass die
Zeit langsamer laufen, wenn auch nur für 15 Minuten. Vielleicht gibt es
kein Morgen für uns.
Das Leben ist so furchtbar kurz ...
In Liebe Dein Hund
|
Zum Seitenanfang
|
|
|